Luxus-Sexpuppen in China Fantastisch plastisch!



Immer mehr Chinesen pendeln aus den Großstädten nur am Wochenende zu ihren Familien in die Provinz. Die Männer vermissen den Sex, wollen aber treu sein. Das Geschäft mit Luxus-Sexpuppen boomt.
Gespielin 156 liegt auf dem Bett, mit teilnahmslosem Blick, aber ungewöhnlich üppigen Maßen. Die 156 Zentimeter große Puppe aus einer speziellen Gummimischung dient einsamen chinesischen Männern als Sex-Spielzeug. Sie ist weicher als Silikon und hat verstellbare Hände. Kopf und Genitalien sind abnehmbar.

Alle Modelle werden kahlköpfig verkauft, damit die Kunden Perücken in ihrer bevorzugten Haarfarbe wählen können. Manche sind viel kleiner als Modell 156, haben eher Kindergröße. Spezialgeschäfte in Peking offerieren die Luxuspuppen für umgerechnet rund 2400 Euro.

156 gehört Liu, der seinen vollen Namen nicht nennen will. Sie liegt im dunklen Apartment des 29-jährigen Autodesigners in einem Industrievorort der chinesischen Hauptstadt. Wie Millionen Chinesen ist Liu während der Woche allein in Peking und fährt am Wochenende zu Frau und Kind in die Nachbarprovinz Hebei. Obwohl er Sex während der Woche vermisst, will er seiner Frau eigentlich treu bleiben.

Ein Monatsgehalt für eine Sex-Puppe

"Ehrlich gesagt ist es ganz leicht in China, für wenig Geld eine Frau zu finden, doch ich bringe es einfach nicht übers Herz", sagt er mit nervösem Lachen. Auch eine aufblasbare Plastikpuppe war keine Option für ihn. "Ich könnte auf keinen Fall Sex haben mit solch billigem, aufblasbarem Plastik." Daher schaffte er sich für ein knappes Monatsgehalt eine Luxuspuppe an.
Zufrieden ist Liu nicht: "Als Industriedesigner vermisse ich realistische Details", klagt er. "Also habe ich sie nur ein paar Mal benutzt. Das Einzige, worin eine Puppe besser ist als eine Frau: Sie wehrt sich nicht, also können die Leute mit ihr tun, was sie wollen." Ansonsten bevorzugt Liu lieber einen echten Menschen: "Eine Puppe wird nie schöner sein als eine Frau, weil diese eine Seele hat, Gefühle ausdrückt und reagiert."

Verkäufer Yi Jiange bei Micdolls in Peking sieht das anders: "Die meisten Leute finden die Puppen attraktiver als echte Frauen." Der Großteil seiner Kunden seien wohlhabende Geschäftsleute zwischen 30 und 50 Jahren – mit tadelloser Moral. "Wenn ein verheirateter Mann eine Puppe nimmt, statt sich mit Prostituierten zu treffen, dann ist das doch bewundernswert?" Trotzdem akzeptierten viele Partner die Puppen "nicht wirklich", räumt er ein. "Meine eigene Freundin ist mit meinem Job auch nicht so richtig einverstanden."


Eine Schwemme von Sexshops

Chinas sittenstrenge Kommunistische Partei wandte sich vor allem in den ersten Jahrzehnten nach 1949 gegen Dekadenz in jeglicher Form. Inzwischen bescherten wirtschaftliche Reformen dem Land mehr Freiheiten und eine Schwemme von Sexshops. Die Fachplattform ChinaSexQ.com schätzt den Markt für Sexspielzeuge auf umgerechnet bis zu 15,2 Milliarden Euro jährlich.
Bisher machen die lebensechten Puppen nur einen Bruchteil davon aus. Doch Micdolls-Inhaber Zhang Han will nun seine eigenen Puppen produzieren – er rechnet wegen Chinas Männerüberschuss mit einem Absatzboom.

Die Ein-Kind-Politik und eine Vorliebe für männliche Nachkommen haben dafür gesorgt, dass durch geschlechtsselektive Abtreibungen auf 100 Mädchen in China fast 116 Jungen kommen. "Viele junge Männer haben Probleme, Freundinnen zu finden oder mit Frauen auszugehen", erklärt Zhang. "Deshalb benutzen sie vielleicht eine Puppe als Ersatz."

Online-Foren für Liebhaber der Sexpuppen zählen inzwischen mehr als 20.000 Teilnehmer. "Viele junge Männer, die vorher zurückgezogen gelebt haben, fanden über die Online-Puppen-Gemeinde Freunde", so Zhang. "Immer noch besser als gar kein Hobby, oder?"